Inhalt

Römer brachten ausgefeilte Techniken für das Brennen von Ton an den Niederrhein

25.05.2010

Ausstellung in der westlichen Orangerie im Terrassengarten am Kloster Kamp

Scherben aus der Glockenbecherzeit

Vom 23. Mai bis 20. Juni 2010 stellt das Geologische Museum Kamp-Lintfort in der westlichen Orangerie im Terrassengarten am Kloster Kamp unter dem Titel „Gebrannte Erde - Über 3000 Jahr Ziegel und Keramik am Niederrhein" aus.

Backsteine aus der Römerzeit, dem Mittelalter und aus dem Industriezeitalter werden zu sehen sein. Dr. Wolfram Harryers, Leiter des Geologischen Museums wird bei der Eröffnung die These: „Kamp-Lintfort ist die Keimzelle der Backsteingotik" fachkundig belegen. Über 700 Jahre vom 12. bis zum 20. Jahrhundert sind im Bereich des Stadtgebietes von Kamp-Lintfort Backsteine hergestellt worden. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert haben Dachziegler in der Stadt Pfannen produziert. Für alle diese Produkte sind Lehm, Ton und Sand in großem Umfang abgegraben worden. Diese Rohstoffe zählen neben Steinkohle und Kies zu den bedeutendsten, die am Niederrhein gewonnen wurden.

Zu den ersten Klöstern, die eine eigene Ziegelei betrieben und mit Backsteinen bauten, gehörte die Zisterzienserabtei Kamp. Die Mönche stellten Backsteine ab dem 12. Jahrhundert in einer Ziegelhütte nach dem Vorbild römischer Kammeröfen her. Die Ziegelhütte befand sich auf der Ostseite des Kamper Berges. Eine Reihe eindeutiger Spuren lässt die Schlussfolgerung zu, dass Kamp im 12. Jahrhundert die Keimzelle der Backsteingotik war. Beispielsweise findet man in Kamp behauene Backsteine an Tür- und Fensterlaibungen neben behauenen Natursteinen. Später dann formte man die Backsteine schon vor dem Brennen: eine neue Technik war geboren! Und mit ihr ein neuer Baustil! Dieser, später „Backsteingotik" genannt, veränderte das Aussehen norddeutscher und nordeuropäischer Städte nachhaltig. Und die Geschichte begann beim heutigen Kloster Kamp. Zahlreiche Belege dafür sind in der Ausstellung zu sehen.

In den späteren Jahrhunderten, etwa vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts, lag die Herstellung der Backsteine dann in den Händen von Ziegelmeistern und Wanderzieglern. Sie brannten die Steine in der Nähe der geplanten Gehöfte und Scheunen im Auftrag der Grundbesitzer in Feldbrandöfen. Mancher Bauer hat sich durch den Verkauf von Steinen ein Zubrot verdient. Ein beachtlicher Wandel in den Produktionsmethoden trat mit der Ansiedlung des Bergbaus ein. Die Ringkammeröfen ermöglichten eine über Jahre ununterbrochene industrielle Herstellung von Backsteinen in vorher unbekannter Menge und Qualität. Diese Entwicklung dokumentiert die Ausstellung.

Zahlreiche Belegstücke aus verschiedenen Jahrhunderten, die im Stadtgebiet und in der Region gesammelt wurden, sind ausgestellt: Backsteine, Dachpfannen, Tongefäße und Scherben aus römischer Zeit sind zu sehen.

In den 50er Jahren fanden spielende Kinder in der Gemarkung Rossenray Urnengräber. Die Funde wurden dem städtischen Museum Dinslaken geschenkt. Zur Ausstellung in der Orangerie im Terrassengarten erhielt das Geologische Museum Urnen und Urnenscherben aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit als Leihgabe.

Ist Kamp-Lintfort die Keimzelle der Backsteingotik? Mit dem Besuch der Ausstellung kommt man der Antwort näher.

Öffnungszeiten der westlichen Orangerie im Terrassengarten am Kloster Kamp: Dienstag bis Samstag von 14.00 bis 18.00 Uhr und Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr.

 

 

 

 

(Presseinformation der Stadt Kamp-Lintfort vom 25.05.2010, www.kamp-lintfort.de)

Kontakt

Rous, Susanne

Telefon: 0 28 42 / 912-446
E-Mail: susanne.rous@kamp-lintfort.de