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Sprengung des Dritten Weißen Riesens verschoben
25.10.2010
Mangelnde Bausubstanz erfordert Neuberechnung der Abbruchstatik
Eine schwere Entscheidung hatte Sprengmeister Rainer Fränkel in dieser Woche zu treffen: Der seit Monaten bekannte Sprengtermin ist abgesagt worden. Die Gründe liegen in einer gegenüber den Konstruktionsplänen vor Ort veränderten Bausubstanz. Offenbar sind einige Wände nur mit Mauerwerk anstelle von massivem Stahlbeton ausgeführt. „Dem Gebäude mangelt es an statischer Aussteifung. Dies geht aus den Bauplänen anders hervor und ist im Vorfeld auch nicht feststellbar gewesen", betont der für Ten Brinke tätige Projektleiter für Rückbau und Schadstoffsanierung, Otmar Reifer.
Erst nachdem das Gebäude in den letzten Wochen für die Sprengung vorbereitet und in den unteren drei Etagen entkernt wurde, sind die Arbeiter beim Schlitzen und Stemmen vielfach auf Mauerwerk gestoßen, wo laut den Konstruktionsplänen, auf die die Abbruchstatik aufbaute, Stahlbeton verbaut sein sollte. Das Risiko, dass der Dritte Weiße Riese nicht wie geplant schräg in das vorbereitete Fallbett sinkt, sondern ein Gebäudeteil abreißt und nur in sich zusammensackt und in Folge dessen ein Flachdachgebäude komplett zerstört, ist dem Sprengmeister letzten Endes zu groß gewesen.
Kurzfristig wurde in dieser Woche die Stadt darüber informiert, dass noch mehr Zeit für eine Neuberechnung der Abbruchstatik sowie weitere Vorbereitungsarbeiten im Gebäude benötigt wird. Im daraufhin initiierten Pressegespräch erläuterte Otmar Reifer, wie jetzt mit dem Gebäude umgegangen wird und dass voraussichtlich umfangreiche Mehrarbeiten notwendig sind: „Das Gebäude soll nun an der Risskante in zwei Teile geschnitten, zur zwischenzeitlichen Stabilisierung bis zur Sprengung geklammert und dann in zwei Abschnitten mit einem Abstand von 5-7 Sekunden hintereinander gesprengt werden."
„Die Verantwortung für die Sprengung liegt allein beim Sprengmeister. Wir haben seine Entscheidung, jetzt nicht zu sprengen, angesichts der zahlreichen Vorbereitungen im öffentlichen und privaten Bereich natürlich bedauert. Dies ändert allerdings nichts daran, dass die Verschiebung begründet und nachvollziehbar ist", betont Bürgermeister Dr. Landscheidt und stellt noch einmal heraus, dass am Sicherheitskonzept indes keine Änderungen notwendig sind. Das heißt, es gelten weiterhin die vereinbarten Sicherheitszonen und Absperrungen. „Alle von einer Evakuierung betroffenen Bürger sowie die ansässigen Betriebe werden durch die Stadt selbstverständlich nochmals persönlich über die Verschiebung der Sprengung informiert", garantiert der Erste Beigeordnete Dr. Christoph Müllmann im Gespräch.
Ein neuer Termin konnte im Pressegespräch am Donnerstag noch nicht genannt werden. Die Beteiligten gehen derzeit von einer Verschiebung um 4-5 Wochen aus.
(Presseinformation der Stadt Kamp-Lintfort vom 25.10.2010, www.kamp-lintfort.de)